Bis zu meinem 26. Lebensjahr konnte ich mit Gott nicht wirklich viel anfangen. Doch ich kam in Kontakt mit Christen, die ihren Glauben lebten. Bis dahin hatte ich von Gott ein schlechtes Bild, da ich es mit scheinheiligen und toten Kirchen (meine Erfahrungen bis dahin) verband. Daher war Gott für mich mehr oder weniger bedeutungslos, falls er überhaupt existieren sollte.
Nun: Gott hat Humor und sehr viel Geduld. Das ist wahre Liebe! Er ist weiter ein wahrer Gentleman. Ganz leise klopfte er immer wieder an und legte mir kleine Entscheidungen vor. Warum weiß ich nicht, aber entgegen meinem sturen Wesen war ich immer wieder demütig genug, zuvor getroffene Festlegungen in Frage zu stellen und dann - befreit von der Fessel - ganz neue Wege einzuschlagen.
So kam es, dass ich an den Wochenenden viel Zeit mit einem guten Freund verbrachte. Er war an Jesus Christus gläubig, besuchte an den Sonntagen die Gottesdienste und danach noch familiär gehaltene Treffen Gleichgesinnter. Und ich war mittendrin, obwohl ich eigentlich gar nicht wusste, warum. Ich fühlte mich einfach wohl dort.
Mein Freund war nicht fehlerlos - wahrhaftig nicht! - aber er war echt! Und Gott hatte ihn bewegt, auf mich zuzugehen. Danke!
Bis dahin hatte ich noch keinen Zugang zum Wort Gottes gefunden. Es war schwer darin zu lesen und kostete wirklich Überwindung. Eines Tages hörte ich auf einer Veranstaltung von Christen jemanden auf der Bühne in irgend einem Zusammenhang erwähnen, dass man ja einmal ein Buch der Bibel abschreiben könne. Von diesem Treffen weiß ich nichts mehr, nur noch dies. Und tatsächlich schrieb ich innerhalb einiger Wochen das Matthäusevangelium vollständig ab. Jeden Tag nur einen kleinen Abschnitt, der so ungefähr auf eine Seite eines DIN-A5-Heftes passte.
Vieles verstand ich nicht, doch es geschah etwas in meinem Inneren. Schon während des Schreibens wurde mir klar: Was da steht, das hat sich niemand ausgedacht; nein: das ist wahr! Der Heilige Geist, der immer bestrebt ist, uns zu helfen und uns zu unterstützen, hatte mir ganz einfachen, naiven Glauben geschenkt.
Für mich, der ich ein Typ bin, der alles hinterfragt und nicht gleich glaubt, schon gar nicht, wenn es der Verstand nicht erfassen kann, eigentlich ein Unding.
Auch war ich regelrecht schockiert, wie sehr ich von falschen „christlichen" Vorurteilen geprägt war, die überhaupt nicht mit dem übereinstimmten, was ich im Matthäusevangelium gerade staunend las. Gott stellte sich in seinem Wort ganz anders dar. Mein falsches Gottesbild zerbröselte und etwas ganz Neues, Interessantes tat sich vor mir auf. Ich hatte Feuer gefangen!
Wenige Monate später war ich bereit und wollte (es war mir eine dringende Notwendigkeit, nachdem ich eine Woche lang wirklich Angst davor hatte) mein bis dahin ziemlich verkorkstes Leben Jesus anvertrauen. Dieser Wunsch war stärker als alle Angst vor dem Neuen. Und sofort, nach einem kurzen Gebet, in das mein Freund mich leitete, wusste ich, dass ich nun die erste richtige Entscheidung meines Lebens getroffen hatte. Und sofort redete Gott zu mir, indem er mein Vertrauen, das ich soeben in Jesus gesetzt hatte, mit zwei gerade aufgeschlagen Bibelstellen bestätigte. Was ich empfand und niemandem so richtig hätte erklären können, las ich da in seinem Wort. Ich fühlte mich so sehr erkannt und ganz und gar verstanden und angenommen. Ich war zu Hause! Diese Gewissheit hat mich von diesem Tag an nie wieder verlassen.
Seit diesem Tag, dem 17. März 1991, redet Gott immer zu mir, wenn ich in seinem Wort lese. Die Bibel ist kein unverständliches Buch mehr, sondern ein Ratgeber, ein Korrektiv, eine praktische Lebenshilfe, eine Quelle der Weisheit. Hier finde ich Trost, Freude und Hoffnung für jeden Tag. Mein ganzes Leben ist geerdet und hat ein unerschütterliches Fundament erhalten.
Klar: Vieles verstehe ich bis heute nicht, aber eines habe ich gelernt: „Aufgrund des Glaubens verstehen wir, dass die Welt durch Gottes Befehl entstand, dass also das Sichtbare aus dem Unsichtbaren kam.“ So steht es im Hebräerbrief, Kapitel 11, Vers 3.
Also: Der innere Mensch, den der Heilige Geist in mir lebendig gemacht hat und der bis dahin für Gott „tot“ gewesen war, erkennt Gott auf einem Level, dem mein Intellekt nicht folgen kann. Das ist auch überhaupt nicht notwendig. Aber der Verstand kann zustimmen und Gottes wunderbare Weisheit und Logik anerkennen.
Den Glauben schenkt Gott. Alles was es braucht, ist ein weiches und ein etwas hungriges, ehrliches Herz.
Wenn Gott mir so begegnen konnte, dann auch Ihnen! Sicherlich ganz anders, denn Sie sind nicht ich. Gott behandelt Sie ganz individuell, denn Sie sind ein wertvolles, meisterhaft geschaffenes Unikat, wunderbar in seinen Augen! Haben Sie Mut und lassen Sie sich auf das Abenteuer ein! Geben Sie Gott eine Chance, sich Ihnen zu beweisen! Ich wünsche Ihnen Gottes reichlichen Segen und viel Gnade!
Holger Hönle